Sure 15:9
Wahrlich, Wir, Wir Selbst haben diese Ermahnung (dhik'ra) hinabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.
Dieser Koranvers wird als Allahs Versprechen gedeutet, den Koran vor Verfälschung zu schützen und vollkommen unverändert zu erhalten. Muslime sind felsenfest davon überzeugt, dass sie mit heutigen Ausgaben des Korans die wahre und absolut vertrauenswürdige Offenbarung Gottes in Händen halten. Dieser Anspruch lädt selbstverständlich dazu ein, geprüft zu werden.
Mohammed bekam seine vermeintlichen Offenbarungen zwischen 610 n.Chr. bis 632 n.Chr. Die Araber seiner Zeit pflegten eine Gedächtniskultur und so wurde der Koran hauptsächlich rezitiert und nur teilweise aufgeschrieben. Dazu benutzte man Palmstängel und -blätter, (Schulter)Knochen von toten Tieren, flache Steinen usw. Nach Mohammeds Tod nahmen die Offenbarungen ein Ende und Abu Bakr wurde der erste Kalif. Er hatte damit zu tun, auftretende Aufstände und Rebellionen niederzuschlagen.
Damit nicht noch mehr verloren ginge, beschloss Abu Bakr, was vom Koran übrig geblieben war, zu sammeln. Er beauftragte Zaid Ibn Thabit mit dieser Aufgabe. 634 n.Chr. wurde der Kodex fertiggestellt. Nach Abu Bakrs Tod wechselte er den Besitzer, Kalif Umar. Nach Umars Tod bekam ihn Mohammeds Witwe Hafsa.
In der soeben zitierten Überlieferungsgeschichte von Sahih al-Bukhari wird betont, dass Ibn Masud Mohammeds erstgenannter Korangelehrter war. Interessanterweise sagte dieser, dass der Koran nur 111 Suren haben sollte (ohne 1, 113 und 114). Der heutige Koran hat aber 114 Suren. Mohammeds Top-Korangelehrter sagt, dass drei Suren niemals Teil des Korans sein sollten.
Der heutige Koran erlitt also eine Verfälschung durch Hinzufügung. Ibn Masud nannte die letztgültige Ausgabe deshalb eine Irreführung:
Ibn Sa’d, Kitab al-Tabaqat al-Kabir (Vol. 2, p. 444)
Die Leute haben sich der Irreführung schuldig gemacht bei der Lesung des Korans. Mir gefällt es besser, gemäß seiner Rezitation (d.i. Mohammed) zu lesen, den ich mehr liebe als den von Zayd Ibn Thabit.
Ibn Masud war höchst unzufrieden, dass der dritte Kalif Abu Bakr gerade Zaid ibn Thabit mit der Sammlung des Koranmaterials betraut hatte. Er befahl den Muslimen, dass sie Zaids Koran ablehnen und ihre Manuskripte vor der Obrigkeit verstecken sollten:
Jami at-Tirmidhi (English reference: Vol. 5, Book 44, Hadith 3104)
… Az-Zuhri sagte: „'Ubaidullah bin 'Abdullah bin 'Utbah informierte mich darüber, dass es 'Abdullah bin Mas'ud missfiel, dass Zaid bin Thabit die Musahif
[Handmanuskripte] abschrieb und er sagte: 'Oh, ihr muslimischen Leute! Meidet das Abschreiben dieses Mushaf [Handmanuskriptes] und die Rezitation dieses Mannes. Bei Allah! Als ich den Islam
annahm, war er gerade einmal in den Lenden eines ungläubigen Mannes' – das meint Zaid bin Thabit – und es war diesbezüglich, das 'Abdullah bin Mas'ud sagte: 'Oh, Leute von Al-Iraq! Bewahrt die
Musahif, die ihr habt, und haltet sie verborgen. Denn fürwahr, Allah sagt: Und wer auch immer etwas verbirgt, der soll mit dem, was er verborgen hat, am Tag des Gerichtes kommen (3:161). Also
begegnet Allah mit den Musahif.'“
Mohammeds Top-Koranlehrer warnte Muslime also vor der heutigen Ausgabe des Korans. Er mahnte sie, den Koran, wie Muslime ihn heute in Händen halten, nicht abzuschreiben oder zu rezitieren. Er sah Zaid Ibn Thabit als nicht kompetent an.
Der letztgenannte der vier handverlesenen Koranlehrer Mohammeds galt als der beste Rezitator des Korans. Er war einer der wenigen Muslime, die schon während Mohammeds Lebzeiten das Koranmaterial sammeln sollten.
Seiner Ansicht nach fehlten zwei Suren in Zaid Ibn Thabits Koran. Spätere Muslime waren also gezwungen, einiges von Ibn Ka’bs Rezitation zu verwerfen:
Sahih al-Bukhari 5005
`Umar sagte, Ubai war der Beste von uns im Rezitieren (des Korans), trotzdem lassen wir etwas von dem weg, was er rezitiert.' Ubai sagt, „Ich habe es aus dem Mund von Allahs Gesandtem (ﷺ) empfangen und werde es für um keinen Preis verwerfen."
Gemäß Ubayy erlitt der Koran also eine Verfälschung durch Weglassung.
Muslime müssen Mohammeds Urteilskraft im Bezug auf die Wahl von Korangelehrten als absolut verfehlt verurteilen, um an der Bewahrung des Korans festhalten zu können.
Wenn Muslime daran festhalten wollen, dass Mohammed sehr wohl eine gute Wahl getroffen hat, im Bezug auf das heiligste Buch des Islams, dann müssen sie den Schluss ziehen, dass der heutige Koran fehlerhaft ist.
Ibn Umar, Sohn des zweiten Kalifen, hörte zwei sagen, sie würden den ganzen Koran kennen. Darauf sagte er zu ihnen Folgendes:
Abu Ubaid, Kitab Fada’il-al-Qur’an
Keiner von auch sage, „Ich habe den ganzen Koran gelernt“, denn woher sollte er wissen, wie er in seiner Gesamtheit ist, wenn doch viel davon verschwunden ist? Er soll lieber sagen, „Ich habe gelernt, was davon übrig geblieben ist.“
Abu Musa, ein Gefährte Mohammeds, bestätigt diese Behauptung:
Sahih Muslim 1050
Abu Musa al-Ash'ari ließ die Rezitatoren von Basra kommen. Sie kamen zu ihm und waren dreihundert an der Zahl. Sie rezitierten den Koran und er sagte: Ihr seid die Besten unter den Einwohnern von Basra, denn ihr seid die Rezitatoren unter ihnen. Also rezitiert ihn weiterhin. (Aber achtet darauf,) dass durch die lange Zeit eures Rezitierens eure Herzen nicht verhärtet werden mögen, wie die Herzen derer vor euch verhärtet wurden. Wir pflegten eine Sure zu rezitieren, die in ihrer Länge und Gewichtigkeit von (Sure [9]) Bara’at. Ich jedoch habe sie vergessen, mit Aussnahme von diesem, woran ich mich noch von ihr erinnere: „Wenn es zwei Schluchten voll mit Reichtümern für den Sohn Adams gäbe, er würde nach einer dritten Schlucht begehren und nichts außer Staub würde den Bauch Adams füllen.“ Und wir pfelgten eine Sure zu rezitieren, die ähnelte einer der Suren des Musabbihat, und ich habe sie vergessen, […].
Es fehlen auch weite Teile von Kapiteln:
Abu Ubaid, Kitab Fada’il-al-Qur’an
Aischa […] sagte: „Sure alAhzab (xxxiii) wurde zur Zeit des Propheten mit zweihundert Versen rezitiert, aber als Uthman die Kodexe schrieb, konnte er von ihr nicht mehr beschaffen als heute in ihr ist [73 Verse].“
Der Grund war, weil viele Rezitatoren bei der Schlacht bei Yamama getötet wurden.
Sunan Ibn Majah 1944
Es wurde berichtet, dass Aischa gesagt hat: „Der Vers über das Steinigen und das zehnmalige Stillen eines Erwachsenen wurde offenbart und ich hatte das
Schriftstück unter meinem Kissen. Als der Gesandte Allahs starb, nahm uns sein Tod ein und ein zahmes Schaf kam und aß es auf.“
Sure 33:6
Der Prophet steht den Gläubigen näher als sie sich selber, und seine Frauen sind ihre Mütter. Und Blutsverwandte sind einander näher, gemäß dem Buche Allahs, als die (übrigen) Gläubigen und die Ausgewanderten, es sei denn, daß ihr euren Freunden Güte erweist. Das ist in dem Buche niedergeschrieben.
Ubayy ibn Ka’b und andere frühe Muslime sagten, dass diese Aya unvollständig ist. Es fehlt der Satzteil:
„und er ist ein Vater von ihnen“
Der bekannte Koranübersetzer Yusuf Ali gibt das in seinem Kommentar zu:
Abdullah Yusuf Ali, The Meaning of the Holy Qur’an, Note 3674
In einigen Qira’ahs, wie der von Ubayy ibn Ka’ab, erscheinen auch die Worte ‚und er ist ein Vater von ihnen‘, was seine spirituelle Beziehung und Verbundenheit mit den Worten ‚und seine Frauen sind ihre Mütter‘ nahelegt.“